Angekommen, wir stehen vor einem unscheinbaren Familienhaus in Wien. Ungläubig schauen wir uns an und haben Zweifel hier richtig zu sein. Bis wir eine neue Glasfront mit einer Eingangstür entdecken. Die Handwerker haben gerade ihre Arbeiten abgeschlossen und im inneren wird kräftig gereinigt und eingeräumt. Noch ist nicht alles fertig, jedoch soll es ja auch ein Softopening geben. Ich stehe kaum ein paar Sekunden im Laden und fühle mich sofort wohl. Ich kann es kaum erwarten alles zu entdecken und hatte zu diesem Zeitpunkt keinen blassen Schimmer wie viel es sein wird.
Kurz zur Familiengeschichte: Sein Großvater Ignaz Gegenbauer gründete 1929 eine Konservenfabrik. Das Hauptgeschäft war Sauerkraut, Essiggurken und etwas später das Sauergemüse. Im Jahr 1968 hatten die Eltern die 1. vollautomatische Abfüllanlage in Österreich. Gegenbauer übernahm den Betrieb in 3. Generation im Jahr 1992. Den täglichen Preiskampf mit den Grossproduzenten und die verlorene Lebensqualität brachte ihn dazu die Fabrik zu verkaufen. Wie so oft der Zufall im Leben eine Rolle spielt, so führte eine stehengebliebene offene Weinflasche zu seiner neuen Idee.
Wir stehen mittlerweile im Innenhof. Uns steht ein 15 Tonnen schweres Essigfass mit einem Fassungsvermögen von 35.000 Liter gegenüber. Jeder Essigbauer würde wahrscheinlich so ein Ungetüm entsorgen, nicht aber Gegenbauer. Er war genau auf der Suche nach so einem Buchenspanbildner, um Essig nach alter und längst unwirtschaftlich gewordener Methode herzustellen. Fündig geworden ist er bei der Firma Nagel in Gumpoldskirchen. Der Vorbesitzer wollte dieses Fass entsorgen und bot es nur zum Kauf an mit zwei neuwertigen Fässern. Da es nur im Set zu kaufen war, erwarb Gegenbauer es, behielt aber nur dieses über 80 Jahre alte Fass. Im Rundpumpverfahren werden die etwas günstigere Essige seines Sortiments produziert, da die Lagerzeit etwas verkürzt ist. Die restlichen Essige werden im Submersverfahren hergestellt. Seine Produkte sind naturbelassen und werden nicht pasteurisiert, gefiltert oder gar verdünnt.
Wir stehen kurze Zeit später in einer seinen Hallen, fast unscheinbar steht dort eine Ölmühle und wir können zu schauen, wie gerade aus Sonnenblumenkernen Öl im gekühlten Pressverfahren gewonnen wird. Der Trester (Abfall) wird an die Hühner zum Futter gegeben. Wir erfahren, das für die Herstellung von 2l Himbeeröl ein Tag benötigt wird und die Entwicklung ganze 8 Jahre gedauert hat.
Anschliessend schauen wir beim Abfüllen und Verpacken zu, erkunden die Lagerflächen im Keller und erfahren so ganz nebenbei von der eigenen Produktion der Fruchtsäfte und von der Kaffeerösterei.
Bei einem Glas kräftigem Bier, welches im obergärigen Brauverfahren aus den Urgetreidesorten Emmer und Einkorn vom Gegenbauer selbst gebraut wird (wen sonst!) und im Weinglas serviert wird, erfahren wir noch einiges über sein neustes Projekt. Dazu aber morgen mehr.
Ein paar Tage später besuchten wir noch den Stand von Gegenbauer auf dem Naschmarkt, probierten vor Ort noch einige Öle und Essige und deckten uns mit ein paar Fläschchen ein. Für alle Zuhause gebliebenen bietet der Shop eine schöne Auswahl.
+++INFO+++ Morgen erzähle ich von den neuen Plänen des Essigpapstes.
Bis bald!
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