Bei einem Gala-Abend im Althoff Grandhotel Schloss Bensberg wurde, vor genau einer Woche im Beisein von ĂŒber 100 GĂ€ste, der beste Sommelier Deutschland ermittelt. Torsten Junker (Hotel Louis C. Jacob, Hamburg) behielt die Nerven und setze sich so bei der dritten Auflage der Trophy Sommelier-Union Deutschland im Finale durch. Zweitplatzierter wurde Marc Almert (Restaurant Haerlin, Fairmont Hotel Hamburg) und Tommy Hergenhan (Ringhotel Landhaus Eggert, MĂŒnster) beendete den Tag als Dritter.
Wie wird man bester Sommelier Deutschlands?
Ăber den eigentlichen Abend wurde schon viel berichtet. So konnte man ĂŒber den Veranstaltungsort, das 4-GĂ€nge MenĂŒ, teilweise ĂŒber den Ablauf, die Moderation von Janina Huhn, Deutsche Weinkönigin 2014/2015, und ĂŒber die Kandidaten lesen. Nur was wurde von den Sommeliers erwartet?
Die erste Schritte fanden in mehrere regionale Vorentscheidungen statt, bei denen 24 Teilnehmer anwesend waren. Insgesamt qualifizierten sich 6 Sommeliers fĂŒr das Halbfinale. Mit den Finalisten waren es noch Stefanie Hehn (Restaurant Ăberfahrt, Rottach-Egern), Helga Schröder (Mövenpick Wein GmbH, Stuttgart) und Sebastian Georgi (Restaurant 485 Grad, Köln). Die dort gestellten Aufgaben bestanden aus Beantwortung von kniffligen Fragen rum um das Thema GetrĂ€nk, wie z.B. „Was bezeichnet der Begriff Darren bei der Bierherstellung?“ oder „Welche Appellation der nördlichen CĂŽtes du RhĂŽne ist fĂŒr Schaumweine bekannt?“. Ferner mussten die Kandidaten zwei Weine und eine Spirituose blind verkosten, beschreiben und erkennen.
Das Halbfinale fand am morgen des Finaltages im Althoff Grandhotel Schloss Bensberg statt. Die Teilnehmer wurden im Ballsaal u.a. von Bernd Glauben, PrĂ€sident von Sommelier-Union begrĂŒĂt und zu ihren PrĂŒfungen begleitet. Die erste Aufgabe, die theoretische Aufgabe, bestand innerhalb von 20 Minuten 30 Fragen zu beantworten. Einige Fragen waren im Multiple Choice auszuwĂ€hlen und andere mussten man selber beantworten. Im Anschluss fand ein Food & Wine Matching in englischer oder französischer Sprache statt. Zu einem 5-GĂ€nge MenĂŒ sollten innerhalb von 6 Minuten passende Weine gefunden und begrĂŒndet werden. Bei einem Wein bat die Jury um eine Alternative aus einer anderen Region. Nach BewĂ€ltigung dieser Aufgabe ging es zum Champagner-Service. Hier sollten die Teilnehmer fachlich richtig eine Magnumflasche Champagner auf 15 GlĂ€ser aufteilen und servieren. In zwei 3er Flights von Weinen fand dann eine Blindverkostung statt. Welche wesentliche Gemeinsamkeiten waren hier zu finden? Im ersten Flight sollten die Weine aufsteigend nach der QualitĂ€t geordnet werden und beim zweiten Flight sollte nach den Anbaugebieten von Nord nach SĂŒd sortiert werden. Diese Aufgabe galt es pro Flight in 4 Minuten zu bewĂ€ltigen. Die letzte Aufgabe war, ein vom Gast bestellten "wirklich sehr trockenen" Dry Cocktail, zu mixen. Innerhalb 4 Minuten sollte ein Martini Cocktail zubereitet und serviert werden.
Die Finalisten wurden ermittelt und am Abend benannt. Nun galt es nicht nur vor der prominent besetzten Jury zu glĂ€nzen, sondern auch ĂŒber 100 Augenpaare beobachteten das Geschehen auf der BĂŒhne sehr genau. WĂ€hrend die drei Kandidaten ihre PrĂŒfungen ablegten, konnte man im gesamten Ballsaal eine Stecknadel fallen hören, so hoch war die Anspannung. Sicherlich war hier die Blindverkostung ein Höhepunkt fĂŒr die Zuschauer im Saal. Die drei Sommeliers bekamen ein Glas Rotwein eingeschenkt und mussten innerhalb von fĂŒnf Minuten den Wein beschreiben und erkennen. ZusĂ€tzlich wurde allen GĂ€sten den gleichen Wein serviert und zur Blindverkostung angeboten. Das RĂ€tselraten begann nicht nur bei den GĂ€sten sondern auch bei den Kandidaten. Sehr unterschiedlich waren die Beschreibungen und am Schluss auch die Benennung. Es war von alter und neuer Welt zu hören, von Chile und Wallis, von Pinot Noir und CuvĂ©e und von Kirschen, Himbeeren und Cassis. Erkannt wurde es von niemanden im Raum, der 2012er Shaw + Smith Shiraz, Adelaide Hills, Australien. Danach galt es drei unterschiedliche Spirituosen zu erkennen - Saffron Gin, Boudier; Grand
Wieder unter Zeitdruck mussten die Kandidaten im Anschluss eine fehlerhafte Weinkarte prĂŒfen und dem Food & Beverage Manager aufzeigen. Insgesamt 14 Mal hatte sich der Fehlerteufel auf der Karte ausgelassen. Das waren Schreibfehler, „Graach“ mit einem A oder der Portugiese Alvarinho, falsche Zuordnung von WeiĂwein anstatt RosĂ© des Oeil de Perdrix, falsches Anbaugebiet Saint EstĂ©phe und nicht Saint-Julien bis dahin, das ein GroĂes GewĂ€chs aus Rheinhessen nicht aus WeiĂburgunder sein kann.
Als letzte Aufgabe sollte nun noch eine praktische Ăbung auf die Sommeliers warten. Dekantieren und servieren eines Bordeaux-Weines - eigentlich eine machbare Aufgabe, etwas was sie in ihrem tĂ€glichem GeschĂ€ft im Restaurant umsetzen. Doch diese Aufgabe hatte TĂŒcken. An einem Tisch platzierten sich drei Juroren als GĂ€ste. Gast Nr. 1, Paolo Basso – amtierender Weltmeister der Sommeliers – bestellte den 1999er Rotwein. FĂŒr die Sommeliers waren die Weine bereits aus dem Weinkeller geholt worden, jedoch mussten sie den GĂ€sten erklĂ€ren, das nur ein 1998 verfĂŒgbar war. Beim Eindecken der GlĂ€ser war zu beachten, das nicht das prĂ€parierte Glas mit Lippenstift eingesetzt wird. WĂ€hrend der Sommelier den Rotwein ĂŒber eine Kerze dekantierte, versuchte Christine Balais - SommeliĂšre, Assistentin des Vorstands der Sommelier-Union – den Sommelier mit Fragen zu irritieren. Eine groĂe Verwirrung sorgte Markus Del Monego – erster und bislang einziger Deutscher Weltmeister der Sommeliers, Master of Wine – der sich einfach den „Rest“, das eigentliche Sediment, in sein Glas einschenkte mit dem Kommentar, das wĂ€re doch zu schade, um weg zu schĂŒtteln.
Man sieht die Aufgaben haben einen sehr hohen Niveau und manch einer dachte an diesem Abend, das auch eine Stufe niedriger den Anforderungen gerecht werden könnte. Jedoch wird Markus Berlinghof, Bester Sommelier Deutschland 2013, nĂ€chstes Jahr bei der Weltmeisterschaft antreten und Thomas Junker im Jahr 2017 bei der Europameisterschaft. Die Anforderungen auf internationaler Ebene spiegelte sich an diesem Abend wider und unterstĂŒtzt so den Kandidaten in ihrer Vorbereitung.
Torsten Junker im Interview
5 Fragen – 5 Antworten
Welche Faszination hat fĂŒr dich der Beruf Sommelier?
Der Beruf des Sommeliers ist vielfĂ€ltig und abwechslungsreich. Wir befassen uns ja nicht nur mit dem Thema Wein. Bernd Glauben hat es in seiner Ansprache ja erwĂ€hnt – unter einem Sommelier versteht man einen `“Genussmanager“. Und die Genusswelt ist schnelllebig, Trends Ă€ndern sich und es kommen immer wieder neue hinzu. Noch dazu arbeiten wir in der Gastronomie, einem Berufsfeld, in dem wir jeden Tag vor neue Herausforderungen gestellt werden. Uns wird also niemals langweilig.
Wie hast Du Dich auf den heutigen Abend vorbereitet?
In erster Linie auf die Theorie: Karten, Weinregularien, Anbaugebiete - das alles kann man auswendig lernen und es ist das einzige, auf das man sich wirklich vorbereiten kann. In den letzten Monaten habe ich mir hiermit die ein oder andere Nacht um die Ohren geschlagen. Und dann natĂŒrlich mit Blindproben von Weinen und Spirituosen. Auf die praktische PrĂŒfung kann man sich schlecht vorbereiten – diese sind in Wettbewerben so individuell wie das Arbeiten am Gast im Restaurant.
Welche PrĂŒfung empfandest Du als schwierigste?
Alle Aufgaben und PrĂŒfungen waren schwierig auf Ihre eigene Weise. Das Cocktailmixen war aber in jedem Fall das unangenehmste – denn damit hatte glaube ich niemand so wirklich gerechnet. Noch dazu gehört das Zubereiten von Cocktails und Longdrinks nicht zu den tĂ€glichen Arbeiten eines Sommeliers. Auch die TheorieprĂŒfung hatte es in sich.
Wahrscheinlich wirst Du im Mai 2017 in Ăsterreich bei der Europameisterschaft dabei sein. Was passiert bis da?
Das klingt im Augenblick alles noch sehr weit weg. Im nĂ€chsten Jahr möchte ich gerne meine Advanced PrĂŒfung beim Court of Master Sommeliers in London ablegen. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht das Lernen also schon bald wieder los.
Was macht Deiner Meinung nach ein guter Sommelier aus und was siehst Du als wichtigste Aufgabe im Alltag eines Sommeliers?
Ein guter Sommelier sollte vor allem ein guter Gastgeber sein. Weinwissen ist natĂŒrlich auch nicht ganz unwichtig um den Gast umfassend beraten zu können. Aber der Gast sollte jederzeit das GefĂŒhl haben, bestens betreut zu sein. In meiner Aufgabe möchte ich GĂ€ste glĂŒcklich machen, das ist das allerwichtigste. Jeder noch so wichtige Titel ist wenig wert, wenn man am Tisch des Gastes keine gute Arbeit macht und dieser unzufrieden und enttĂ€uscht das Restaurant verlĂ€sst.
Vielen Dank an Sommelier Union fĂŒr die Einladung.
Bilder: ©Ralf Killian
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